Veröffentlicht am 14. Oktober 2014
Szenarien für den Umstieg auf Linux
Der Umstieg von Windows auf Linux geht nicht ohne Hürden von statten – kann aber in vielfacher Hinsicht ein Gewinn sein. Wir skizzieren hier ein paar mögliche Szenarien.
Einzelplatzcomputer für Selbständige und Privatpersonen
Aktuelle Situation
Windows XP (oder andere Windows-Version) läuft auf einem oder mehreren Rechnern. Datensynchroniation erfolgt evtl. über ein lokales Neztwerk, Dienste wie Dropbox oder lediglich mit USB-Sticks. Als Software kommen Microsoft Office und Internet-Explorer bzw. Firefox und evtl. ein lokaler Mailclient zum Einsatz. Daneben werden PDF- und Grafikanwendungen, Video- und Audioprogramme genutzt.
Mögliche Lösungen
Soweit keine speziellen Bedürfnisse für professionelle Grafik-, Layout- oder Videoschnittanwendungen bestehen, gibt es im Hinblick auf einen Linux-Umstieg wenig Hindernisse. Für die meisten Anwendungen gibt es gleichwertige Software unter Linux, die sich von der Bedienung nur wenig unterscheidet.
Sind spezielle Windows-Anwendungen nötig, können diese mit Hilfe von Virtualisierungssoftware auch weiterhin genutzt werden.
Wir bieten einen vorkonfigurierten Linux-Desktop auf Basis von Debian an, bei dem alle wichtigen Programme bereits installiert sind. Alle Dienste des Datenkollektivs wie z.B. E-Mail, Cloud oder Backup-Management sind bereits fertig konfiguriert.
Für maximalen Datenschutz und Datensicherheit sorgen Komplettverschlüsselung, Firewall und einfaches Backup-Management. Auch die Datensynchronisation zwischen mehreren Geräten stellt kein Problem dar.
Büro, 5-10 Arbeitsplätze, bisher Windows Einzelplatzinstallationen, Buchhaltung z.B. mit Lexware
Aktuelle Situation
Die genutzte Software besteht hauptsächlich aus typischen Office-Anwendungen (Microsoft Office, Acrobat Reader) und Internetanwendungen (Webbrowser und E-Mail Programm). Spezialsoftware gibt es für Buchhaltung und für einzelne andere Anwendungen, die in der Regel nur von wenigen Mitarbeiter_innen genutzt werden.
Mögliche Lösungen
Für Internet- und Office-Software gibt es unter Linux gleichwertigen und praxistauglichen Ersatz. Auch für Spezialsoftware, z.B. für die Buchhaltung, könnte ein Umstieg auf Linux-kompatible Anwendungen geprüft werden. Falls eine Umstellung nicht in Frage kommt, wird die vorhandene Software in einem virtuellen Server mit Windows betrieben und in den Linux-Desktop integriert.
Zwei mögliche Setups kommen in Frage:
Einzelplatzrechner
- Einzelne Linux-Desktop Computer für jeden Arbeitsplatz
- Bei leistungsfähigen Computern maximale Performance an jedem Arbeitsplatz
- Ideal für Grafik-, Audio- und Videoanwendungen
Ein zentraler Server, auf dem alle notwendigen Anwendungsdaten gespeichert werden und der ggf. für weitere Dienste zur Verfügung steht (Intranet, Wiki, E-Mail-Server)
Mit Hilfe von Virtualisierungssoftware (xen/kvm) wird auf dem Server eine Windows-Installation betrieben, die z.B. die Buchhaltungssoftware zur Verfügung stellt. Diese kann dann von jedem Arbeitsplatz aus genutzt werden. Insbesondere bei der Buchhaltung wird häufig nur eine Programminstanz gleichzeitig verwendet, so dass eine Windows-Software Linzenz ausreicht. Vorhandene Lizenzen können genutzt werden. Der Internetzugang der Windows-Instanz wird so beschränkt, dass keine Sicherheitseinbußen entstehen.
Diese Lösung eignet sich vor allem für Arbeitsplätze, an denen eine große Rechenleistung nötig ist und Grafik (3D), Audio- und Videoanwendungen eine zentrale Rolle spielen. Außerdem für Arbeitsplätze für die Hochverfügbarkeit (und minimale Ausfallzeiten) absoluten Vorrang haben.
Terminal-Server und Arbeitsplatzterminals
- gute Skalierbarkeit
- niedrige Hardwareanforderung (auch ältere Hardware kann oft problemlos weiter verwendet werden)
- geringer Stromverbrauch
Bei einem Terminal-Server Setup werden alle Anwendungen auf einem zentralen Server ausgeführt. Für die einzelnen Arbeitsplätze genügen sogenannte Thin-Clients, also kleine Computer, mit minimalem Stromverbrauch. Sie dienen lediglich zur Verwaltung von Monitor, Tastatur/Maus und externen Speichergeräten (USB-Sticks/CD-Rom, etc.)
Der Vorteil liegt auf der Hand: nur ein Server muss administriert werden. Die Thin-Clients verfügen über kein eigenes Betriebssystem – sie benötigen noch nicht einmal eine Festplatte. Ausreichende Serverkapazität vorausgesetzt können weitere Arbeitsplätze in wenigen Minuten eingerichtet werden. Mitarbeiter_innen können auch eigene Laptops jederzeit als Clients im lokalen Netzwerk nutzen.
Bildungseinrichtung mit 20 und mehr Arbeitsplätzen
Aktuelle Situation
- Eine Vielzahl von Windows Einzelplatz-Installationen auf unterschiedlicher Hardware mit unterschiedlichen Softwareversionen ohne zentrale Nutzer_innen-Verwaltung.
- Windows Einzeplatz-Installationen zusammen mit Windows-Server und zentraler Nutzer_innen-Verwaltung
- Windows Terminalserver
Mögliche Lösungen
- einfache Administration
- keine Lizenkosten
- geringe Hardwarekosten
- identische Umgebung an allen Arbeitsplätzen. Ideal bei flexibler Arbeitsplatznutzung
- Strom- und Ressourcen sparend
In mittleren und größeren Netzwerken, in denen vorwiegend Office- und Internetanwendungen genutzt werden, bietet sich eine Linux Terminalserver Installation an. Der administrative Aufwand wird minimiert und Linzenzkosten entfallen. Die Nutzer_innen finden an jedem Arbeitsplatz die gleiche Umgebung mit allen persönlichen und gemeinsam genutzten Dateien vor.
Weitere Arbeitsplätze sind in kurzer Zeit eingerichtet und Hardwarekosten werden minimiert, da für die Thin-Clients auch weniger leistungsfähige Hardware ausreicht. Meist kann auf vorhandene oder günstige gebrauchte Hardware zurück gegriffen werden. Das ist preiswert und Ressourcen schonend.
Weitere Informationen
- Migrationsleitfaden vom IT-Beauftragten für Informationstechnik der Bundesregierung (Direkt zum PDF)